Vorhofflimmern ist die häufigste Form von Herzrhythmusstörungen. Einer von drei Menschen im Alter von 55 Jahren wird im späteren Verlauf seines Lebens daran erkranken. Beim Vorhofflimmern schlägt das Herz unregelmässig. Die Herzvorhöfe und die Herzkammern pumpen nicht mehr aufeinander abgestimmt. Dadurch können sich im Herzen Blutgerinnsel bilden, die mit dem Blutkreislauf in die Hirnarterien gelangen und einen Schlaganfall verursachen. Entsprechend erhöht sich bei Menschen mit Vorhofflimmern das Schlaganfallrisiko um das Fünffache. Mit Medikamenten zur Blutverdünnung (Antikoagulanzien) kann dieses Risiko deutlich gesenkt werden, ein Restrisiko bleibt jedoch bestehen.
In einer gross angelegten Vorhofflimmern-Studie an 14 Zentren in der Schweiz (SwissAF) unter der Leitung der Kardiologie des Universitätsspitals Basel (USB) wurden mehr als 2’400 Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern untersucht. In einer Analyse unter der Leitung von Prof. Leo Bonati in Zusammenarbeit mit Prof. Gian Marco de Marchis vom Kantonsspital St. Gallen und Prof. Michael Kühne vom USB konnte mittels repetitiven Hirn-MRI Untersuchungen nachgewiesen werden, dass über 2 Jahre 6 % der Teilnehmenden einen Hirninfarkt erlitten hatten, obwohl 90 % aller untersuchten Patientinnen und Patienten Medikamente zur Blutverdünnung einnahmen. Der grösste Anteil dieser Infarkte verlief klinisch stumm, d.h. dass sie weder vom Patienten noch vom betreuenden Arzt festgestellt wurden. Dennoch ist bekannt, dass diese stummen Hirninfarkte im Langzeitverlauf einen negativen Effekt auf die kognitiven Fähigkeiten haben. Interessanterweise war das Risiko von Hirninfarkten assoziiert mit dem Ausmass der Schädigung der weissen Hirnsubstanz im MRI bei Studienbeginn. Hierfür ist der Bluthochdruck ein wichtiger Risikofaktor. Das Risiko für einen Hirninfarkt konnte zudem durch die Messung bestimmter Stoffwechselproteine im Blut (sogenannte Biomarker) besser vorhergesagt werden. Zur Vorbeugung von Schlaganfällen bei Vorhofflimmern reicht die alleinige Blutverdünnung nicht. Ebenso wichtig sind flankierende Massnahmen wie die konsequente Kontrolle der Risikofaktoren wie Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel und Diabetes. Ein Rauchstopp ist ebenfalls protektiv. Zudem spielen eine gesunde Ernährung und regelmässige körperliche Aktivität eine wichtige Rolle.
Die Sudienresultate wurden vor Kurzem in der renommierten Fachzeitschrift «Stroke» der American Heart Association und der American Stroke Association veröffentlicht.
Link zur Publikation: https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/STROKEAHA.123.043302
Die Studien aus dem SWISS-AF Konsortium werden finanziert vom Schweizerischen Nationalfonds, der Schweizerischen Herzstiftung sowie der Stiftung für Kardiovaskuläre Forschung Basel und der Universität Basel.