Ein Leben im Wasser
Mit Leidenschaft und Disziplin
Einige Wochen nach den Paralympics 2024 in Paris trafen wir Nora Meister in der Schwimmhalle in Suhr. Schwimmen bedeutet für sie nicht nur Bewegung – es ist ihre Leidenschaft und ein zentraler Teil ihres Lebens. Im Interview spricht die seit diesem Jahr durch die Reha Rheinfelden gesponserte Athletin über ihre Erfahrungen auf internationalen Wettkämpfen, ihre mentalen Strategien und die Bedeutung von Disziplin und Freiheit im Wasser. Ihre zahlreichen Erfolge spornen Nora Meister auch für die Zukunft an: Sie blickt motiviert nach vorne und strebt nach neuen sportlichen Zielen.
Was bedeutet Schwimmen und im Wasser zu sein für dich?
Schwimmen ist für mich eine grosse Leidenschaft, die mich mein ganzes Leben lang begleitet. Ich bin ein Bewegungsmensch, und Wasser bedeutet für mich Freiheit. Es ist die Freude an der Bewegung, das Streben nach meinen Grenzen – es kommt so vieles zusammen. Mittlerweile geht es nicht mehr nur um das Schwimmen selbst, sondern auch um all die Erlebnisse, die ich dadurch sammeln konnte. Die vielen Menschen, die ich getroffen habe, und die Geschichten, die ich im Laufe meiner Karriere erlebt habe – all das macht Schwimmen für mich besonders.
Mit Schwimmen verbinde ich seit vielen Jahren eine tiefe Leidenschaft, die untrennbar zu meinem Alltag gehört. Ich bin ein begeisterter Bewegungsmensch, und gerade deshalb passt Schwimmen als Ausdauersportart perfekt zu mir. Es ist fast schon seltsam, wenn ich mal einen Tag nicht schwimme. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die unvergesslichen Erlebnisse und Begegnungen, die ich bei internationalen Wettkämpfen hatte, sowie der Bildungsweg, den ich dafür angepasst habe. Schwimmen ist einfach ein zentraler Teil meines Lebens.
Ich bin ein Bewegungsmensch und Wasser bedeutet für mich Freiheit.
Wie bereitest du dich mental auf grosse Wettkämpfe vor? Hast du spezielle Techniken gegen Nervosität?
Natürlich bin ich vor dem Start nervös. Aber ich habe meine Wettkampf-Routine, die mir hilft, die Nervosität in den Griff zu bekommen. Ich weiss genau, was ich wann tun muss, und sobald ich ins Wasser eintauche, ist die Nervosität verschwunden. Dann bin ich komplett auf den Wettkampf fokussiert.
Du hast viele Medaillen gewonnen, darunter auch die Silbermedaille bei den Paralympics in Paris. Welcher Moment ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Es ist schwierig, einen einzigen Moment herauszupicken, aber einer der schönsten war definitiv der bei den Paralympics in Paris. Als ich beim 400-Meter-Rennen angeschlagen habe und hochblickte, sah ich meine Familie. Diesen Moment mit ihnen zu teilen und direkt nach dem Rennen zu ihnen zu gehen, um die Emotionen gemeinsam zu erleben – das war unbeschreiblich.
Was ging dir durch den Kopf, als du beim 400-Meter-Freistil-Rennen angeschlagen hast?
In dem Moment fiel die ganze Anspannung von mir ab, und eine grosse Freude erfüllte mich. Mir wurde bewusst, dass ich nach all der harten Arbeit etwas Grosses erreicht hatte.
Was machst du abseits des Schwimmbeckens?
Letztes Jahr habe ich nach dem Gymnasium ein Zwischenjahr eingelegt, um mich voll auf das Schwimmen zu konzentrieren. In diesem Jahr konnte ich die Spitzensport-RS in Magglingen absolvieren, was mir die optimale Vorbereitung auf die Olympischen Spiele ermöglichte. Vor und nach der RS habe ich gearbeitet. Aktuell habe ich ein Studium begonnen und möchte mich darauf und den Sport konzentrieren. Ich überlege, ob ich nebenbei noch arbeiten kann, aber es ist mir auch wichtig, Zeit für Familie und Freunde zu haben.
Was sind deine nächsten sportlichen Ziele?
Es klingt vielleicht banal, aber mein aktuelles Ziel ist es, wieder anzukommen und einen neuen Rhythmus zu finden. Ich möchte meine zukünftigen Ziele konkretisieren und dann wieder intensiv mit dem Training beginnen. Inzwischen gehört die WM zu meinem nächsten Ziel. Ich möchte auf asiatischem Boden versuchen vergangene Resultate zu wiederholen, wenn nicht sogar zu schlagen.
Wie oft trainierst du in der Woche?
Normalerweise bin ich achtmal pro Woche im Wasser und zweimal im Kraftraum. Das hängt aber auch davon ab, in welcher Phase ich mich befinde – ob Trainingsphase, Wettkampfphase oder Trainingslager, wo der Umfang auch grösser sein kann. Aber im Schnitt sind es acht Wassereinheiten und zwei im Kraftraum.
Kurzinfo zur Person
Geboren am 6. Januar 2003, lebt die Schwimm-Athletin in Lenzburg. Ihre Spezialdisziplinen sind 50 m, 100 m und 400 m Freistil sowie 100 m Rücken. Zu ihren grössten Erfolgen zählen ein Weltrekord über 200 m Rücken im Jahr 2021, eine Silbermedaille bei den Paralympischen Spielen 2024 über 400 m Freistil sowie insgesamt vier EM-Gold-, zwei EM-Silber- und sechs WM-Bronzemedaillen.
Seit Geburt lebt sie mit Arthrogryposis Multiplex Congenita (AMC), einer Erkrankung, die zu Gelenkversteifungen in Beinen und Armen führt. Zusätzlich hat sie eine Hörbehinderung. Ihr Motto lautet: «Wenn das Ende noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.»
Feierliche Ehrung für Paralympics-Silbermedaillengewinnerin
Ende September wurde Nora Meister in einer feierlichen Zeremonie in Lenzburg Empfangen und geehrt. Zahlreiche Gäste versammelten sich, um die Athletin für ihre herausragenden Leistungen bei den Paralympics in Paris zu feiern. Unter den Anwesenden waren Familie, Freunde und Fans sowie hochrangige Vertreter der Stadt, darunter Stadtammann Daniel Mosimann und Stadträtin Barbara Portmann. In seiner Ansprache würdigte Stadtammann Mosimann die beeindruckenden Erfolge von Nora Meister, insbesondere ihre Silbermedaille über 400 Meter Freistil.
Reha Rheinfelden
Rehabilitationszentrum