Gärtnern als Therapie für Gesundheit und Wohlbefinden
Erleben Sie, wie Gärtnern Körper und Geist stärkt
«Jetzt fehlt nur noch das Basilikum», sagt Agnes Völker, während sie in der Küche der Ergotherapie den Teller mit den Tomaten-Mozzarella-Scheiben anrichtet. «Haben Sie frisches Basilikum im Garten?» – «Ja, wir haben auch Kräuterbeete im Garten. Holen wir es doch gemeinsam!», sagt die Ergotherapeutin.
Kräuter – sie sind nur ein Teil des Therapiegartens der Ergotherapie bei uns. Hervorzuheben sind die beiden Hochbeete, an denen im Stehen gearbeitet werden kann. Eine Kräuterschnecke mit verschiedenen Arbeitshöhen ergänzt die Möglichkeiten für unsere Patientinnen und Patienten mit Einschränkungen. Daneben gibt es verschiedene Blumenbeete, Beerensträucher und eine mit Kiwis bepflanzte Pergola, die im Sommer Schatten für den gemütlichen Sitzplatz bietet. Tomaten, Karotten, Salat und Kresse werden von den Patientinnen und Patienten in Einzeltherapien oder in unserer Gartengruppe gesät, gegossen und gepflegt, bis sie z. B. in der Kochgruppe verarbeitet und verzehrt werden.
Gärtnern hält nicht nur den Körper fit, sondern tut auch der Psyche gut: Frische Luft, Sonnenlicht, Ruhe und die Verbundenheit mit der Natur haben viele positive Effekte. Auch wissenschaftliche Studien belegen, dass Gartentherapie das Wohlbefinden steigert.
Viele Menschen haben einen persönlichen Bezug zum Gärtnern. Sei es der eigene Garten, Kindheitserinnerungen, die Pflanzen auf der Terrasse, Zimmerpflanzen oder auch durch die Pflege des Elterngrabs. Gärten und Natur sind in unserer Zeit zu festen Bestandteilen der Freizeitgestaltung geworden und zu Orten der Erholung. Gärtnern fördert die eigene Gestaltungskraft und hilft, eigene Pläne und Vorstellungen zu verwirklichen. Es kann aber auch die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit aufzeigen und macht empfänglich für die Signale und Kreisläufe der Natur. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren wir schon im Alltag mehr mit der Natur verbunden. Heute muss man sich meist aktiv in die Natur begeben.
Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Das gilt für die Gartenarbeit ebenso wie im übertragenen Sinne für den Rehabilitationsverlauf und die gesteckten Therapieziele. So hat das Gärtnern zu Recht seinen Platz in der Gesundheitsvorsorge, sei es in der Prävention, der Therapie oder der Rehabilitation.
Für die Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten ist der Therapiegarten als therapeutisches Medium nicht mehr wegzudenken. Der Garten bietet vielfältige Aktivitäten mit konkretem Sinn und klarem Ziel. Alltagskompetenzen können gezielt geübt werden, etwa zu Fuss Wasser holen und Blumen giessen (Mobilität), die Bepflanzung eines Beetes planen (Handlungsplanung) oder den Kompost mit der Schaufel umgraben (Belastungserprobung).
Hervorzuheben sind die Materialvielfalt und die damit verbundenen Sinnesreize, wie beispielsweise das Arbeiten mit Erde und Wasser oder der Aufenthalt im Freien überhaupt. Auch im Bereich der geistig-seelischen Fähigkeiten bietet der Garten die ganze Bandbreite zwischen hochkomplexen Planungsaufgaben und Tätigkeiten, bei denen man sich entspannen und geniessen kann, ohne viel nachdenken zu müssen. Sei es beim Blumenpflücken oder beim Früchteernten und Geniessen.
Viele Patientinnen und Patienten blühen im Garten auf und zeigen dort manchmal Fähigkeiten und Kompetenzen, die in anderen therapeutischen Settings nicht sichtbar werden.
Reha Rheinfelden
Rehabilitationszentrum